Großer Tag für die Lebenshilfe

Inklusive Reitvorführung in Schönberg: Betreute im Mittelpunkt bei Einweihung und Namensgebung

Schönberg – „Ohne Hans-Peter Schmidt würde es das Reittherapiezentrum der Moritzberg-Werkstätten der Lebenshilfe Nürnberger Land und die neue Halle nicht geben. Die Namensgebung „Hans-Peter Schmidt“ unter dem Motto „Pferde bewegen Menschen“ ist daher die würdige Anerkennung eines beispiellosen und erfolgreichen Engagements um Menschen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind“, sagte Gerhard John, Vorsitzender der Lebenshilfe Nürnberger Land, bei der Einweihung und Namensgebung der Anlage in Schönberg. Im Namen des Vorstands und der gesamten Lebenshilfe überreichte er mit Schirmherrin Karin Baumüller-Söder, Regionalbischöfin Hann von Weyhern und Geschäftsführer Dennis Kummarnitzky die Ehrentafel, die an der neuen Halle angebracht wird.

 

John erinnerte an die kleinen Anfänge der Reittherapie 1992 und die ständig steigende Nachfrage, so dass der Wunsch nach einer eigenen Reitanlage wuchs. Von Anfang an sei Hans-Peter Schmidt dabei „Motor, Impulsgeber, Schritt- und Mutmacher sowie Förderer gewesen. Er hat den Aufbau der Reittherapie maßgeblich mitgestaltet.“

In seiner Festrede erinnerte John an die Eröffnung des Reittherapiezentrums am 31.08.2012. Damals habe er gesagt „Wir haben uns etwas getraut“. Aber schon bald wurde der Außenplatz zum Problem, weil er wetterabhängig zu wenig genutzt werden konnte, bei steigender Nachfrage. Notwendige Lösung eine Überdachung, finanziert durch zweckgebundene Spenden und Aktionen wie Sportwagen-Charity, Golfturniere, Benefizveranstaltungen, die Stiftungen Nürnberger, Diehl-Kinderstiftung und Dommer-Stiftung.

Man sei stolz und dankbar, dass so die gesamten Investitionen ausschließlich über zweckgebundene Spenden finanziert werden konnten und der Haushalt der Lebenshilfe damit nicht belastet wurde: „Ohne Spenden, ob groß oder klein, wäre dieses Projekt überhaupt nicht möglich gewesen.“

„Und jetzt haben wir’s geschafft“, freute sich John und wies darauf hin, dass diese Anlage laut Hans-Peter Schmidt, dem Ehrenpräsidenten des Bayerischen Reit- und Fahrverbandes, „ein Vorzeigeprojekt mit Vorbildfunktion nicht nur in Bayern, sondern auch in Deutschland ist“.

Einziger Wermutstropfen: im Gegensatz zur Frühförderung – hier übernimmt weitgehend der Bezirk die Therapiekosten – sträuben sich die gesetzlichen Krankenkassen bislang die medizinische Therapie für alle anderen Betreuten, insbesondere der Moritzberg-Werkstätten, als Kassenleistung anzuerkennen. Deswegen habe man einen Therapiefond eingerichtet, aus den Familien unterstützt werden, denen es aus finanziellen Gründen nicht möglich ist, die Kosten ganz oder teilweise zu übernehmen.

Auch die Schirmherrin Karin Baumüller-Söder freut sich über die neue Halle:

„Heute ist ein großer Tag für die Lebenshilfe mit der neuen Überdachung im Reittherapiezentrum. Jetzt sind die wertvollen Einheiten unabhängig von der Witterung möglich und können auch das ganze Jahr stattfinden – ein riesiger Gewinn für die Patientinnen und Patienten. Denn Therapeutisches Reiten ist ein einzigartiger Ansatz, der Empathie, Gleichgewichtssinn und Bewegung gleichermaßen fordert und fördert. Das wirkt sich positiv auf die verschiedenen Entwicklungsbereiche und das Verhalten der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen aus. Die körperliche, geistige und psychische Leistungsfähigkeit sowie die gesamte Körperwahrnehmung werden enorm gesteigert. Gleichzeitig schenken Pferde unglaubliche Lebensfreude und geben Selbstbewusstsein! Mein herzlicher Dank den Therapeutinnen und Therapeuten und der Lebenshilfe insgesamt für die großartige Arbeit sowie allen großzügigen Spenderinnen und Spendern! Sehr gerne habe ich über die heutige Feierstunde die Schirmherrschaft übernommen.“

Gerlinde Wanke, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Nürnberger, machte deutlich, dass man seit mehr als 20 Jahren Projekte der Lebenshilfe unterstütze, so auch dieses. „Das macht unheimlich viel Freude.“ Als kleines Geschenk kündigte sie eine Spende von 5000 Euro im Rahmen des Burgpokals in Frankfurt an.

Christoph A. Jaumann, Geschäftsführer der ausführenden GROHA sagte, dass man gerne einen Beitrag zur großartigen Arbeit der Pferdegestützten Therapie geleistet habe. Das Openair-Konzept der („So offen wie möglich und so geschlossen wie nötig“) biete optimale Bedingungen. Werner Otto aus Altdorf, der weltweit Reitplätze baut, sorgte als Bodenspezialist nicht nur für den besonderen Reithallenboden, auf dem die Pferde nicht einsinken, sondern fungierte auch als ehrenamtlicher Bauleiter. Lena Floerke überraschte Otto mit einem ganz besonderen Schild: „Reitboden ist mehr als nur Sand“, das an der Reithalle einen Platz finden wird.

Eingangs hatte Geschäftsführer Dennis Kummarnitzky die zahlreichen Gäste aus Kirche, Verwaltung, Verbänden, Politik, Handwerk und Wirtschaft sowie die Sponsoren begrüßt. „Durch ihre Unterstützung und ihr Engagement ist es uns gelungen diesen Traum zu verwirklichen. Lassen Sie uns diesen Erfolg gemeinsam feiern und die neue Reithalle mit Leben füllen“, schloss Kummarnitzky.

„Wir freuen uns und sind stolz“, war der Tenor der Vertreter des Werkstattrats der Moritzberg-Werkstätten Corin Winter, Kristian Kecskes und Iris Hoffmann, passionierte Pferdefans und Reiter, und letztere fest als Stallhelfer – zwei von mehreren inklusiven Arbeitsplätzen (!) – im Reittherapiezentrum beschäftigt.

Lena Floerke, Leiterin der neuen Reitanlage dankte allen im Namen des Teams (eine Psychologin und vier geprüfte Ausbilderinnen im Reitsport für Menschen mit Behinderung und zertifizierte Trainer im Basissport und in der Voltigier- und Reitpädagogik) „für die Möglichkeiten, die wir jetzt mit dieser Halle haben. Sie ist ein wahnsinniger Mehrgewinn für uns.“

Und weil ohne Pferde die Reittherapie nicht läuft, präsentierte sie die fünf Hauptakteure: im Rahmen verschiedener Reitaufführungen in den Bereichen Frühförderung, Reittherapie und inklusivem Reitsport.

Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern verband den Weihesegen mit dem Wunsch, „dass dieser Geist, diese Kraft, die wir heute auch gespürt haben, vielen Menschen helfen kann.“

Hans-Peter Schmidt dankte für die Auszeichnung und stellte die Pferde in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen: „Sie haben uns Menschen vorangebracht.“ Überzeugt ist Schmidt, dass Pferde in Punkto Inklusion, Kitt und Medium zugleich sein können. Menschen, die Unterstützung brauchen erhalten hier, wie er heute wieder sehen konnte, großartige Förderung mit und auf dem Pferd. Ihm gefalle die Entwicklung der inklusiven Reitangebote zur Förderung von Menschen mit Behinderung. – „Was hier geschaffen wurde sei beispielgebend.“

Das unterstrich auch Landrat Armin Kroder, der betonte, dass das Reittherapiezentrum in diesem Ausmaß über Mittelfranken hinaus bedeutsam sei. „Was hier geschaffen wurde, kommt bei den betreuten Mitarbeitenden der Moritzberg-Werkstätten direkt an – als Reittherapie, zur Persönlichkeitsbildung sowie in Form von inklusiven Praktika- und Arbeitsplätzen. Deutlich sei die direkte Auswirkung auf die Produktivität und Motivation der Betreuten. Wir haben gesehen, dass es lohnt, sich für ein solches Therapiezentrum einzusetzen“, meinte abschließend Matthias Benk, Mitglied des Vorstands und stellvertretender Vorsitzender der Lebenshilfe-Stiftung.

Text und Bilder: Lorenz Märtl